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  • AutorenbildGesine Schulz

Frühe Krimi-Frauen: Wie es dazu kam



Kriminalliteratur deutschsprachiger Autorinnen vom Ende des 18. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts:


Warum ich mich dafür interessiere?


Ich las (und lese immer noch) gerne englischsprachige Krimiautorinnen (und -autoren) des Goldenen Zeitalters. Berühmte wie Dorothy L. Sayers, Elizabeth Daly, Ngaio Marsh, Agatha Christie, Georgette Heyer, Patricia Wentworth, Josephine Tey und weniger bekannte oder wiederentdeckte wie Dorothy Bowers und andere.


Irgendwann stellte ich mir die Frage:


Gab es damals keine deutschsprachigen Schriftstellerinnen, die in diesem Genre geschrieben haben?


Also lange vor Irene Rodrian, die 2007 als Deutschlands erste wichtige Kriminalautorin mit dem Ehrenglauser-Preis des Syndikats geehrt wurde. Unter eigenem Namen veröffentlichte sie 1967 den Kriminalroman „Tod in St. Pauli“. Zuvor, zwischen 1964 und 1966, hatte sie zwölf Jerry-Cotton-Kurzromane veröffentlicht.


Es gab einige wenige frühe Krimiautoren aus dem deutschprachigen Raum, die ich nennen konnte (zum Beispiel Friedrich Glauser, seit 1987 Namenspatron der vom Syndikat vergebenen Friedrich-Glauser-Preise).

Bald stellte ich fest, dass ich immerhin zwei Schriftstellerinnen kannte, die zumindest ein Werk geschrieben hatten, das zur Kriminalliteratur gerechnet wird: Annette von Droste-Hülshoff (Schullektüre!) und Ricarda Huch.


Aber nicht einmal von Auguste Groner hatte ich gehört, die seit 1893 international erfolgreiche Kriminalromane und -novellen veröffentlicht hatte. Seit 2009 ist sie übrigens Namenspatin des Krimipreises „Goldene Auguste“, mit dem das Netzwerk Mörderische Schwestern seit 2009 alle drei Jahre eine Person auszeichnen, die sich um von Frauen verfasste deutschsprachige Kriminalliteratur besonders verdient gemacht haben.


Von Neugier getrieben begab ich mich also auf die Suche, wobei ich es mit der „Mitte des 20. Jahrhunderts“ nicht so genau nehme und bis um 1960 erschienene „Krimis“ einbeziehe.

„Krimis“ in Anführungszeichen, weil dieses griffige und irgendwie gemütliche Wort ja noch nicht so alt ist wie die meisten der Romane, Criminalnovellen, Erzählungen, Detektivgeschichten, um die es mir geht.


Zu Beginn meiner Suche gab es das World Wide Web noch nicht und das zu der Zeit bestehende Internet war für meinen Zweck weitgehend unergiebig.

Ich stöberte auf Flohmärkten und in Antiquariaten, durchsuchte Antiquariatskataloge, besuchte Bibliotheken und wühlte mich durch Bibliographien und andere Nachschlagewerke.


Fand ich eine deutschsprachige Agatha?


Leider nein – nicht im Sinne der Krimi-Klassiker britischer oder amerikanischer Autorinnen und Autoren. Aber ich lernte viel über das Genre, entdeckte durchaus interessante Geschichten und viel mehr Autorinnen und Titel als ich gehofft hatte.



Eine mich begeisternde Entdeckung war die 1807(!) geborene Luise Reinhardt.


Unter dem Pseudonym Ernst Fritze war sie schon Mitte des 19. Jahrhunderts eine höchst erfolgreiche Autorin von Kriminalliteratur und eine Pionierin auf diesem Gebiet.

Zum zweihundertsten Geburtstag der Autorin veröffentlichte Brikada, das Online-Magazin für Frauen meinen ersten Artikel über Luise Reinhardt.

Das Highlight kam gut zehn Jahre später: Ich wurde gebeten für ein biographisch-bibliographisches Frauen-Lexikon des renommierten Böhlau Verlags einen ausführlichen Beitrag über Luise Reinhardts Leben und Werk zu verfassen.


Mehr und mehr interessierte ich mich auch für die Lebens- und Schreibumstände früher Schriftstellerinnen des Genres (welche sich natürlich nicht von denen anderer Autorinnen der jeweiligen Zeit unterschieden). Es waren spannende Spurensuchen.

Im Lauf der Zeit füllten meine Notizen einige Dateien und Ordner; ertrödelte Bücher nehmen einige Regalmeter ein.


Inzwischen bin ich nicht mehr so systematisch hinter den Damen her, doch ab und zu rufe ich noch „Heureka!“. Dann ist mir wieder eine Autorin ins Netz gegangen, ein mir noch unbekannter Titel von ihr oder ein weiteres Lebensdetail.


Dass ich ein langjähriges Mitglied der Mörderischen Schwestern ins Lexikon aufnehmen konnte, ist mir eine besondere Freude: Edith Walter veröffentlichte in den 1960er Jahren mehrere Krimis und passte somit in mein 'Beuteschema'.


Nach und nach will ich diese Seiten mit weiteren Ergebnisse meiner Forschungen zur Kriminalliteratur deutschsprachiger Schriftstellerinnen füllen.

Schauen Sie gelegentlich wieder vorbei.


Gesine Schulz

März 2021



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