Gesine Schulz
Annie Hruschka
*22. April 1867 Graz - 10. Juli 1929 Rein bei Graz
Veröffentlichte unter Annie bzw. Anni Hruschka, A. Hruschka, A. Hruska und den Pseudonymen Erich bzw. Eric Ebenstein, Hardy Langen, Niko bzw. Nika Corona.
Kriminalromane, Erzählungen, Heimat-, Liebesromane, Zeitungsromane.
Ihr Vater war Rechtsanwalt. Sie heiratete 1890 den Philologen (Mittelschulprofessor) Alois Hruschka, der ebenfalls schriftstellerisch arbeitete. Wohnte, nachdem sie geheiratet hatte, in Stuttgart, vorher oder nachher in Prag, später in Wien.
Ihre Kriminalromane erschienen meist in zahlreichen Auflagen und verschiedenen Ausgaben. Zu ihrer Zeit eine vielgelesene Schriftstellerin.
Silas Hempel, Privatdetektiv, taucht in mehreren von Hruschkas Kriminalromanen auf. "Silas Hempel, der früher im Dienste der Kriminaljustiz stand, sich aber, da er von Haus aus bemittelt war und eine vorzügliche Erziehung genossen hatte, bald ins Privatleben zurückzog, übte nun seit Jahren seinen Beruf aus leidenschaftlicher Neigung aus.
Sein wahrhaft genialer Scharfsinn, seine manchmal geradezu unheimlich sichere Witterung für den wahren Zusammenhang eines rätselhaften Falles und die Zähigkeit, mit welcher er einer einmal gefundenen Spur folgte, bis sie ihn zum Ziele führte, verblüfften seine amtlichen Kollegen immer wieder aufs neue. Offiziell wurde er zwar manchmal recht von oben herab behandelt und die jungen Untersuchungsbeamten nannten ihn, wenn sie unter sich waren, gerne einen Narren wegen seiner mitunter abenteuerlichen Behauptungen, aber insgeheim konnten sie ihm ihren Respekt doch nicht versagen.
Mehr als einmal war es vorgekommen, daß man ihn, wenn man selbst keinen Rat mehr wußte, vertraulich zugezogen hatte zur Aufklärunge eines besonders dunklen Falles, und es war einer der schönsten Charakterzüge des ehemaligen Detektivs, daß er dann stets willig und loyal, ohne Hinterhalt und voll reiner Begeisterung für die Sache seine Fähigkeiten in den Dienst der offiziellen Justiz stellte, die Lorbeeren des Sieges gutmütig demjenigen überlassend, der sie gerade haben wollte. 'Es genügt, wenn ich der Gerechtigket zum Siege verholfen habe!' pflegte er dann lächelnd zu sagen, 'und wenn man sich wieder einmal überzeugt hat, daß ich kein so großer Narr bin, als es für manche Leute den Anschein hat.'" (aus: Die geheimnisvolle Bucklige) Hempel zieht sich nach einem Fall gerne wieder in sein Privatleben zurück, kümmert sich um seine geliebten Singvögel und Kater Murx, versorgt von seiner Haushälterin Kata ("die alte struppige Kata, die er einst von der falschen Anklage des Diebstahls durch Eruierung des wahren Täters gerettet hatte und die ihm seitdem mit ebenso leidenschaftlicher als wunderlicher Ergebenheit als Haushälterin anhing.") Die temperamentvolle grauhaarige Kroatin bereitet ihm köstliche Mahlzeiten, für die er zu ihrer Frustration während seiner Fälle nicht immer Zeit hat (Eierkonsommee, Hühnchen in Reis mit jungen Gemüsen, Flaumpastetchen mit Himbeerbeguß. (in: Die geheimnisvolle Bucklige)
WERKE (Auswahl)
Drei Fingerabdrücke. Kriminalroman aus der Gegenwart / Erich Ebenstein. Regensburg: Josef Habbel, 1921. 295 S.; kl. 8
Die dunkle Macht. Kriminal-Roman / Erich Ebenstein. Werdau i. Sa : O. Meister, 1923. 240 S.; kl. 8. (Meisters Buchroman, Bd. 68)
Das einsame Schloß. Kriminal-Roman / Erich Ebenstein. Siegmar-Chemnitz: O. Uhlmann Verlag, 1923. 188 S.; kl. 8 (Uhlmann-Kriminal-Bücher, Bd. 2)
Das Erbe des Kommandanten. Ein Kriminalroman / von Erich Ebenstein. Mit Illustrationen von Th. Volz. Berlin, Leipzig, Wien: Vobach, 1909. 147 S. (Vobachs Illustrierte Roman-Bibliothek, Ser. 5, Bd. 7)
Die Erben von Senkenberg. Kriminalroman / von Erich Ebenstein. Regensburg: Habbel, 1917. 288 S. -- Mit Silas Hempel.
"Wieder einmal saß Silas Hempel daheim neben Murx am Diwan, nahm Prise auf Prise und zerbrach sich den Kopf über diese Fragen." (aus: Die Erben von Senkenberg)
Der Feind aus dem Dunkel. Kriminalroman / Annie Hruschka. Einsiedeln: Verlagsanstalt Benziger & Co., 1926. 250 S.
Das Geheimnis vom Brintnerhof. Kriminalroman / Erich Ebenstein. Berlin: O. Uhlmann, 1924. 189 S. (Fribu-Kriminalromane, 6)
Das Geheimnis vom Brintnerhof. Kriminalroman / Erich Ebenstein. Nach einer alten Ausgabe leicht bearbeitet. Berlin: Verlag Das Neue Berlin, 1987. 171 S.
Was in diesem Fall "leicht bearbeitet" heißt, wird noch geklärt…
"Der auf dem Altenteil sitzende Bauer Brintner wird viehisch erstochen aufgefunden. Sohn und Schwiegertochter, mit denen er in ständiger Fehde wegen seines Vermögens lag, werden von der 'öffentlichen Meinung' als die Täter bezichtigt, zumal alle Umstände des Verbrechens auf einen Raubmord hindeuten. Nach mehrmonatiger Untersuchungshaft und voreiliger Verurteilung der Beschuldigten erweist sich durch intensive Nachforschungen der Anghörigen und durch zufällige Umstände jedoch eine völlig andere Lösung als richtig." (Aus der Rezension der ekz zur Ausgabe 1987.)
Das Geheimnis von Dubschinka. Kriminalroman / Erich Ebenstein. Berlin: Globus Verlag, 1915. 109 S. (Gelbe Romane, 4)
Die geheimnisvolle Bucklige. Kriminalroman von A. Hruschka. Einsiedeln, Waldshut, Cöln: Benziger, 1911 264 S. Erschien in mindestens sechs Auflagen.
Mit Silas Hempel.
"… literarisch wertvoll", urteilt die von Eduard Castle herausgegebene "Deutsch-österreichische Literaturgeschichte" (Bd. 4, 1937) über "Der graue Mann" und "Die geheimnisvolle Bucklige".
"Was der Leser von Detektiv-Romanen erwartet: Rätselhaftes, spannende Unterhaltung, einen Aufbau und eine Lösung, die Denken und Fühlen lebhaft bewegt, das bietet dieser Roman. Fein ausgearbeitet ist die Zeichnung des Detektivs, der in allen Lagen rasch und klug und energisch handelt, dabei aber immer Mitgefühl und Güte bewahrt. Mit großem Geschick weiß auch die Verfasserin, das Interesse für die Titelperson zu wecken und den Leser in überaus spannender Weise der Lösung entgegenzuführen." (Büchermarkt, Crefeld, über "Die geheimnisvolle Bucklige")
Der graue Mann. Kriminalroman von A. Hruschka. Einsiedeln, Waldshut, Cöln a. Rh.: Benziger, 1911. 291 S.
"… literarisch wertvoll", urteilt die von Eduard Castle herausgegebene "Deutsch-österreichische Literaturgeschichte" (Bd 4, 1937) über "Der graue Mann" und "Die geheimnisvolle Bucklige".
"'Der graue Mann' der Wienerin A. Hruschka teilt die formellen Vorzüge ihrer früheren Bücher (...): glänzende Charakteristik der Personen, scharfsinnige Schürzung und Lösung der Handlung und spannende Darstellung, hier einer unerklärlichen Mordtat, deren Rätsel zu entwirren, nur dem genialen Spürsinn eines Detektivs von unerbittlicher Logik, rascher tatkräftiger Hand und dabei grundgütigem Herzen möglich wird. Als Kriminalroman eine mustergültige Leistung." (Literarischer Handweiser, Münster)
Das Haus des Sonderlings. Kriminalroman / Erich Ebenstein. Regensburg: Habbel, 1918. 223 S.
Jener andere, Unbekannte ... Roman / Hardy Langen. Einsiedeln, Waldshut, Köln, Straßburg: Verlagsanstalt Benziger & Co., 1929. 272 S. - Zuvor (1928?) als Fortsetzung in dem Familienblatt Alte und Neue Welt erschienen.
Die Liechtensteiner Nachrichten bezeichneten den Roman als überaus spannend.
Der Pfarrer von Gamsegg. Kriminal-Roman von Erich Ebenstein. Ill. von Th. Volz. Berlin, Leipzig, Wien: Vobach, 1907. 181 S. (Vobachs Illustrierte Roman-Bibliothek. Ser. 4, Bd. 5)
Das Rätsel von Schloß Kronstein. Kriminal-Roman / Annie Hruschka. Einsiedeln, Waldshut, Köln, Straßburg: Verlagsanstalt Benziger & Co., 1930. 316 S.
1939 auch als Fortsetzungsroman im Liechtensteiner Volksblatt, Vaduz, erschienen:

Auszug, kurz vor des Rätsels Lösung:
Mark, von den beiden älteren Herren gefolgt, ist an ihr Bett herangetreten. „Nun, Frau Motika, Sie ließen uns rufen – hier sind wir. Was haben Sie uns zu sagen?"
„Sie suchen seit langem die Lösung des Rätsels von Schloß Kronstein" … beginnt die Kranke mit Anstrengung zu sprechen. „Sie wollen wissen, wer die Gräfin getötet hat …?" „Und Sie wissen es?" unterbricht Mark sie atemlos vor Erregung. „Sie wissen wirklich, wer sie tötete?"
Schüsse in der Nacht. Kriminalroman von A. Hruschka. Einsiedeln, Cöln a.Rh.: Benziger, 1914. 272 S.
"Ein neuer Kriminalroman von A. H. verspricht jedesmal eine interessante und spannende Lektüre, und auch 'Schüsse in der Nacht' erfüllen die in dieser Beziehung hoch gespannten Erwartungen ... Hruschka zeigt sich hier wieder auf dem Gebiete des Kriminalromans als ein sehr beachtenswertes Talent von Geschmack und Geschick in der Komposition." (Köln. Volkszeitung)
Das silberne Auto. Kriminalroman / Erich Ebenstein. Einsiedeln: Verlagsanstalt Benziger & Co., 1928. 295 S.
"Der neueste Kriminalroman der beliebten Schriftstellerin ist wiederum ein Werk moderner Erzählkunst. Mit fieberhafter Spannung verfolgt der Leser die abwechslungsreiche Handlung." (aus: Heinrich Kautz: "Industrie formt Menschen. Versuch einer Normierung der Industriepädagogik". Einsiedeln: Benziger & Co., 1929.) Es geht in diesem Kriminalroman um den Konflikt "zwischen Mutterliebe und Gerechtigkeit".
Das Sterben der gräflichen Familie Koronsky. Roman / Erich Ebenstein. Leipzig: Rothbarth, 1933. 253 S.
Stern Nr 300. Kriminalroman / von Erich Ebenstein. Regensburg: Habbel, 1913. 288 S.
Der Tote aus Brasilien. Kriminalroman / Annie Hruschka. Einsiedeln: Verlagsanstalt Benziger & Co., 1927. 234 S., kl. 8
"This latest work from the pen of Annie Hruschka proves her understanding of every angle of the detective story. Her style is crisp and the various knots of the problem remain well guarded until the final curtain falls." (Prof. JM Thuringer in: "Books Abroad" über "Der Tote aus Brasilien".)
ÜBERSETZUNGEN
Niederländisch
De zilveren auto / Annie Hruschka. Vert. uit het Duits door Hans van Assumburg. Hasselt: Heideland. 1957. 176 S. (Jubelreeks, Reihe 2, Bd. 7) -- Orig.titel: Das silberne Auto
Schwedisch
Arvingarna till Senkenberg. Kriminalroman / Erich Ebenstein. Aukt. övers. från tyskan av Thérèse Ericsson. Göteborg: Västra Sverige, 1922. 205 S.
Den Loseneggska gåtan. Kriminalroman / Erich Ebenstein. Auktor. övers. från tyskan av Thérèse Ericsson. Stockholm: Chelius, 1925. 238 S.
Slottet Dubschinkas hemlighet. Kriminalroman / Erich Ebenstein. Aukt. övers. av P. E. - Göteborg: Västra Sverige, 1922. 231 S.
De Tre fingeravtrycken. Kriminalroman / Erich Ebenstein. Aukt. övers. av Thérèse Ericsson. Göteborg: Västra Sverige, 1922. 265 S.